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Das Bali Aga Dorf Trunyan

Die Lage des Dorfes

Das Dorf Trunyan ist eines der wenigen noch existierenden Bali Aga Dörfer. Die Bali Aga betrachten sich selbst als die Ureinwohner Balis, die am ursprünglichen Leben, also vor der Hindu-javanesischen Einwanderungswelle, festhalten. Heutzutage leben noch rund 3000 Bali Aga in isolierten Dörfern, hauptsächlich in der Region Karangasem im Osten der Insel. Das Dorf Trunyan hat ungefähr 600 Einwohner und liegt am Ostufer des Batur Sees in Zentralbali, am aktiven Vulkan Gungung Batur. Bis vor einigen Jahren war der Ort nur per Boot, nach einer dreißigminütigen Überfahrt, erreichbar. Inzwischen existiert zwar auch eine schmale Straße, die nach Trunyan führt aber diese ist so schlecht ausgebaut, dass der Weg über das Wasser weiterhin der bequemere bleibt. Die Landschaft der Region wird geprägt durch See und Vulkan und die ansonsten für Bali typischen Reisterrassen fehlen.

Der Taru Menyan Baum (der duftende Baum)

Im Mittelpunkt des Trunyan Dorfes befindet sich der Taru Menyan Baum, welcher auch im Zentrum ihrer Kultur steht. Der Legende nach wurde die Seegöttin Dewi Daru von seinem herrlichen Duft angelockt, kam vom Himmelreich auf die Erde und gründete das Dorf an dieser Stelle. Der Baum ist also bereits älter als das Dorf, dessen Name sich auch von ihm ableitet. Im Gegensatz zum Hinduismus, wo die Toten verbrannt werden, besitzen die Bali Aga in Trunyan ein anderes Bestattungsritual. Die Leichen werden in Tücher gehüllt und einfach unter dem Taru Menyan Baum abgelegt. Als Schutz vor hungrigen, wilden Tieren errichten die Angehörigen eine Art Zaun aus Bambus um sie. Durch den natürlichen Verwesungsprozess gehen die Körper dann mit der Zeit in Erde über. Das Erstaunliche ist, dass keinerlei Verwesungsgeruch über dem Dorf liegt. Im Gegenteil: Der herrliche Duft des Baumes dominiert die Luft und scheint den Fäulnisgeruch zu neutralisieren. Für die Bali Aga aus Trunyan ist es eine große Ehre, ihre letzte Ruhestätte unter dem Taru Menyan Baum zu finden. Diese Ehre wird nur Verheirateten zuteil, die noch dazu eines natürlichen Todes gestorben sein müssen. Alle anderen Dorfbewohner werden auf anderen Friedhöfen beerdigt. Nach kompletter Auflösung des gesamten Körpers wird der Schädel dann auf einem 500 m entfernten Steinaltar platziert, wo er endgültig verbleibt.

Die Kultur der Bali Aga

Die Kultur der Bali Aga ist seit Urzeiten unverändert und vom hinduistischen Einfluss unberührt. Sie haben sich bis heute ihren Naturglauben mit den alten Riten bewahrt und sind darum für die Forschungen von Ethnologen und Anthropologen von unschätzbarem Interesse. Die Schutzgottheit des Dorfes ist Ratu Gede Pantjering, welcher mit dem Vulkan Batur in Verbindung steht. Eine Statue dieser Gottheit, die auch Bahtara Da Tonta genannt wird, befindet sich seit Urzeiten in einem unterirdischen Gang, fernab vom Tageslicht und ist für Fremde nicht zugänglich. Mehrmals im Jahr, wenn die Initiationsriten stattfinden, wird die Statue mit Regenwasser gesäubert und mit einem besonderen Öl gesalbt. Dieses Öl wird auf einem Bronzetablett befördert, welches während der übrigen Monate im Pura Tegeh Koripan Tempel aufbewahrt wird. Dieser Tempel aus dem 10. Jahrhundert wurde fast komplett aus Vulkangestein gebaut und befindet sich an der höchsten Stelle des Kraterrandes auf 1745 m. Die Gesellschaft Trunyans besteht im Wesentlichen aus zwei „Hauptkasten“, deren Blutlinie sich weit zurückverfolgen lässt. Die jungen Männer müssen auch heute noch, nach einem ähnlichen Prinzip wie thailändische Mönche, für einen bestimmten Zeitraum über die Insel ziehen und sich ihren Lebensunterhalt durch Betteln verdienen. Da die Bali Aga sich als Hüter der ursprünglichen balinesischen Kultur sehen, sollte in der Vergangenheit die Vermischung mit anderen Bevölkerungsgruppen möglichst vermieden werden. Bis in die 1980er Jahre waren daher Hochzeiten nur innerhalb der eigenen Dorfgemeinschaft erlaubt. Da dieses natürlich zu zahlreichen Erbkrankheiten und Unfruchtbarkeit führte, wird es heute nicht mehr so streng gehandhabt und Ehen sind auch mit Außenstehenden erlaubt. Diese müssen sich allerdings der Bali Aga Kultur unterordnen und Zuwiderhandlungen führen zum Ausschluss aus der Dorfgemeinschaft. Viele Trunyaner besitzen ausgedehnte Ländereien, die sie aber gemäß ihrer Tradition nicht selber bestellen, da sie sich nicht als Landwirte sehen. Darum arbeiten Bauern aus anderen Dörfern für sie auf den Feldern. Ansehen und Prestige sind sehr wichtige Punkte in ihrer heutigen Gesellschaft. Kann sich beispielsweise eine Familie keine angemessen pompöse Hochzeitsfeier leisten, findet diese nach ihrem Verständnis besser gar nicht statt. So kommt es, dass viele Paare teilweise jahrzehntelang unverheiratet zusammen leben.

Trunyan Friedhof

Trunyan Friedhof ©iStockphoto/JudyDillon

Besuche im Bali Aga Dorf Trunyan

Die Trunyaner besitzen ihre ganz eigenen Rituale und Traditionen, die sich auch von denen der anderen Bali Aga unterscheiden. Das Dorf hat, trotz der vielen Touristen, die es inzwischen täglich besuchen, seine Seele behalten und Einrichtungen, wie zum Beispiel Souvenirgeschäfte, sucht man hier vergebens. Die Einwohner sind gegenüber Fremden äußerst verschlossen und skeptisch. Man hat das Gefühl, dass sie sich für die Gäste kaum interessieren. Gastfreundschaft nach unserem Verständnis wird einem hier nicht geboten. Die Besucher werden ununterbrochen angesprochen und Spenden und Almosen erbeten. Betteln ist in Trunyan eine normale, nicht anstößige Möglichkeit, den Lebensunterhalt zu verdienen. Dieses ständige „Abwimmeln“ und Feilschen kann für Touristen manchmal anstrengend sein. Wer sich vorher darauf einstellt, kein idyllisches, freundliches und sauberes Dorf vorzufinden, wird von seinem Aufenthalt in Trunyan nicht enttäuscht werden.

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