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Bali Aga-Dorf Tenganan

Das Bergdorf Tenganan liegt circa vier Kilometer von Candi Dasa entfernt und ist eines der letzten Dörfer auf Bali, in dem Angehörige des Volkes der Bali Aga leben. Die prä-hinduistische Kultur ist in diesem Dorf in Ostbali noch lebendig. Eingebettet in bewaldete Hügel liegt das balinesische Dorf mit dem typischen architektonischen Stil, der sich von anderen Dörfern auf der Insel Bali sehr unterscheidet. Am Eingangstor wird von den Besuchern des Bergdorfes neben dem Eintrag in das Gästebuch auch eine kleine Spende erwartet. In Begleitung eines Reiseführers aus dem Ort können die Gäste das kleine Dorf entdecken und erhalten dabei interessante Informationen über die Geschichte des Ortes und die Lebensweise der Menschen aus dem Volk der Bali Aga.

Das Volk der Bali Aga

Als Nachfahren der balinesischen Ureinwohner leben die Angehörigen der Bali Aga abgeschottet in ihren Bergdörfern und pflegen eigene Gesetze und Traditionen. Einer Legende nach wurden die Bali Aga aus Tenganan vom Gott Indra erschaffen und sind damit Auserwählte. Die Erschaffung der einst privilegierten Bevölkerungsgruppe ist in der Schöpfungsgeschichte Usana Bali beschrieben. Ihr besonderer Status innerhalb der balinesischen Bevölkerung bewahrte die Volksgruppe auch vor der Hinduisierung. Die Bewohner von Tenganan halten sich bis heute an ihre alten Traditionen und Gebräuche aus vorhinduistischer Zeit. Die Ureinwohner Balis lebten bereits vor dem 11. Jahrhundert auf der Insel, bevor die Besiedlung hinduistischer Majapahit aus Java auf Bali begann. Ein Besuch im traditionellen Bergdorf Tenganan zählt zu den eindrucksvollsten Erfahrungen mit der ursprünglichen balinesischen Kultur auf der Insel. Die zur Bali Aga Bevölkerungsgruppe zählenden Menschen leben in unterschiedlichen Dörfern in der Region Karangasem im Osten Balis. Die Gesamtzahl der Bali Aga wird auf circa 3.000 Personen geschätzt.

Bali Aga-Dorf Tenganan

Bali Aga-Dorf Tenganan ©iStockphoto/Sergio Capuzzimati

Tenganan, ein typisches Bali Aga Dorf

Die traditionellen Dorfgemeinschaften haben sich ihren eigenen Charme bewahrt und leben bis heute unberührt von den hinduistischen Einflüssen auf Bali. In Tenganan werden alte Rituale sowie der traditionelle Naturglaube gepflegt. Das Bergdorf Tenganan ist für in- und ausländische Besucher frei zugänglich und stellt eines der interessantesten Ausflugsziele auf der Insel Bali dar. Tenganan ist das einzige Dorf auf Bali, welches von einer Stadtmauer umschlossen wird. Das Stadttor wird jeden Abend nach der Abreise der letzten Besucher verschlossen. Der Ortseingang und das Kassenhäuschen befinden sich am Parkplatz. Dort wird vor dem Betreten des Ortes eine Spende entrichtet. Durch das Dorf verlaufen zwei gepflasterte Wege, an denen sich die Wohnhäuser der Dorfbewohner sowie einige kleine Webereien befinden. Typische Mitbringsel werden in den Souvenirgeschäften angeboten. Snacks und kleine Mahlzeiten sind in Tenganan ebenfalls erhältlich und Toiletten für Touristen sind vorhanden. Das Ortszentrum wird durch die Versammlungshalle, die wie auf Bali üblich im offenen Baustil erbaut ist, bestimmt. Die Bauweise der Wohnhäuser unterscheidet sich durch ihren traditionellen Stil erheblich vom Baustil der anderen Inselorte. Die Mitglieder der Bevölkerungsgruppe der Bali Aga betrachten sich selbst vor allem als Künstler. Sie fühlen sich der alten Tradition verpflichtet und wollen ihre ursprüngliche Religion vor den Einflüssen der modernen Gesellschaft bewahren. Das Bergdorf Tenganan erweckt den Eindruck eines Museumsdorfes, in dem Besucher viel über die außergewöhnliche Kultur der Ureinwohner der Insel Bali lernen können. Auch die Korbwaren, die im Ort hergestellt werden, sind keine Massenware, sondern werden unter künstlerischen Aspekten angefertigt. Die Umgebung von Tenganan eignet sich ideal für Wandertouren.

Traditionen und Gebräuche in Tenganan

Die Volksgruppe der Bali Aga und ihre Traditionen und Gebräuche werden seit Langem von Anthropologen und Ethnologen erforscht. Der Glaube an die Erschaffung durch den Gott Indira und ihr Leben als Auserwählte bildete die Basis für eine Vielzahl an Gesetzen und Traditionen, die seit Jahrhunderten unverändert Gültigkeit besitzen. Durch den Bau einer Dorfmauer schotteten sich die Einwohner vor ihren hinduistischen Nachbarn ab. Jeder Bewohner von Tenganan muss sich bis heute an strenge Regeln und Gesetze halten. Verstößt er gegen eine Regelung, wird er mit dem Ausschluss aus der Dorfgemeinschaft bestraft. Meist betrifft die Strafe auch die Angehörigen des Gesetzesbrechers. Wenn ein männlicher Bewohner aus Tenganan eine Braut aus einem anderen Dorf heiratet, wird er ebenfalls aus dem Bergdorf verstoßen und seine Familie wird von der Dorfgemeinschaft geächtet. Gemäß den traditionellen Gesetzen dürfen Tengananer nur innerhalb ihrer Gemeinschaft heiraten. Hochzeiten mit Angehörigen anderer Bevölkerungsgruppen waren lange Zeit verboten und wurden auch mit Geldstrafen geahndet. Allerdings wurden die strengen Regeln in den 1980er Jahren gelockert. Inzwischen sind auch Mischehen mit Angehörigen anderer Dorfgemeinschaften erlaubt, allerdings müssen diese nach der Hochzeit nach den strengen Regeln der Bali Aga leben. In vielen Bereichen des täglichen Lebens sind die Bewohner von Tenganan von Mitgliedern anderer Bevölkerungsgruppen abhängig, die Arbeiten auf den zum Dorf gehörenden ausgedehnten Ländereien übernehmen. Viele Jugendliche haben das Bergdorf in den vergangenen Jahren verlassen und in den Städten eine neue berufliche Perspektive gefunden. In Tenganan leben derzeit nur noch circa 500 Einwohner. Die Gemeinschaft der Bali Aga wird zunehmend kleiner. Hochzeiten sind deshalb gern gesehen, allerdings nur unter Mitgliedern der eigenen Gemeinschaft. Von einem jungen Hochzeitspaar wird erwartet, dass es anschließend in Tenganan lebt und dort eine Familie gründet.

Die Legende von der Gründung des Ortes Tenganan

In einer alten Legende, die von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird, ist die Landnahme in Tenganan durch die Bali Aga beschrieben. Demnach vermisste der König von Bedaulu, der im 14. Jahrhundert regierte, eines Tages sein Pferd. Er versprach dem ehrlichen Finder eine große Belohnung. Das Pferd des Königs wurde schließlich von den Männern aus Tenganan gefunden, allerdings war es zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Als Belohnung verlangten die Männer deshalb das gesamte Land, auf dem der Geruch des toten Pferdes lag. Daraufhin ritt ein Beamter des Königs durch die Region, um das Land genau abzustecken. Er konnte den Geruch des toten Tieres über einen weiten Umkreis wahrnehmen und gab deshalb das gesamte Land an die Bali Aga, die daraufhin das Bergdorf von Tenganan errichteten. Weder der König noch der Beamte merkten, dass sie dabei hinters Licht geführt wurden. Einer der Männer legte dem Beamten zuvor Fleischstücke des toten Pferdes unter den Sattel.

Handwerkskunst aus Tenganan

Das Handwerk spielt in Tenganan eine wichtige Rolle. In der Weberei des Ortes werden Baumwollstoffe von den eigenen Baumwollfeldern kunstvoll verziert. Dabei wird traditionell der Doppelikat, eine spezielle Webtechnik, eingesetzt. In der näheren Umgebung des Ortes liegt eine Kaffee-Plantage, die von den Dorfbewohnern bewirtschaftet wird. Besucher können in Tenganan an einer Kaffeeführung mit anschließender Probe teilnehmen. Ein Kaffee- und Teeladen befindet sich unweit des Haupteingangs des Dorfes. Bei einem Besuch erfahren die Gäste Interessantes zur Kaffeeherstellung und über die einheimische Botanik. Verglichen mit anderen Bevölkerungsgruppen auf der Insel sind die Bali Aga von Tenganan wohlhabend. Die Felder im Bergdorf werden jedoch hauptsächlich von Balinesen aus den umliegenden Ortschaften bearbeitet. Als Lohn erhalten die Arbeiter einen Teil der Ernte. Die Einwohner von Tenganan konzentrieren sich vor allem auf ihre künstlerischen Fähigkeiten und widmen sich dem Gewerbe des Korbflechtens. Außerdem beherrschen sie die Kunst des Abschreibens alter balinesischer Verse auf Lontar-Palmblätter. Die Lontarschrift zählt ebenfalls zum typischen Kunsthandwerk in Tenganan. Dabei wird mithilfe einer Metallfeder eine Gravur in die zuvor getrockneten Lontarpalmen-Blätter geritzt. Anschließend wird mit Ruß darüber gerieben, sodass die Schriftzüge sichtbar werden. Auf diese Weise fertigen Lontar-Künstler Karten, Kalender, Schriften und Miniaturen an. Lontarschriften aus Tenganan werden auch an Touristen verkauft. Es ist auch möglich, den eigenen Namen in Lontarschrift darstellen zu lassen.

Die magische Wirkung der Geringsing-Stoffe

Die Webereien in Tenganan sind für ihre Doppel-Ikat Darstellungen auf der Insel Bali sehr bekannt. Diese komplizierte Handwebekunst ist zeitaufwendig und wird heute noch von den Frauen in Tenganan gepflegt. Die Herstellung eines Tuches kann bis zu 10 Jahre in Anspruch nehmen. Geringsing-Stoffe werden ausschließlich im Bergdorf Tenganan angefertigt und von dort in die ganze Welt exportiert. Übersetzt bedeutet der Name Geringsing soviel wie „Krankheiten abwehrend“. Den Geringsing-Stoffen aus Tenganan werden besondere Kräfte und eine magische Wirkung nachgesagt. Wertvolle Unikate werden heute hauptsächlich für religiöse Zeremonien hergestellt oder dienen dem Eigenbedarf. An Touristen verkaufen die Dorfbewohner diese Stoffe nicht. Die Einwohner von Tenganan gelten auf der Insel Bali als wohlhabend, da sie Land und Reisfelder besitzen. Bei einem Dorfbesuch findet sich meistens die Gelegenheit, einer Weberin bei ihrer Arbeit zuzusehen. Die Webereien von Tenganan sind tagsüber auch für Besucher geöffnet, die das traditionelle Handwerk kennenlernen und beim Doppel-Ikat zuschauen wollen.

Anreise nach Tenganan

Das Bergdorf liegt 4 Kilometer von Candi Dasa entfernt und ist von dort aus einfach zu erreichen. Die Entfernung kann auf dem Motorrad, mit dem Mietauto oder dem Bemo innerhalb von 10 Minuten zurückgelegt werden. Von Ubud dauert die Anreise circa 1.5 Stunden, während von Amed circa 1 Stunden und 30 Minuten für die Überwindung der Strecke benötigt wird. Der Ort Tenganan ist von circa 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Die Dorfführung nimmt inklusive Kaffeeprobe ungefähr 2 Stunden in Anspruch. Eine offizielle Kleiderordnung gibt es nicht, ein Sarong wird jedoch gerne gesehen.

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