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Tirta Gangga

Wasserpalast Tirta Gangga: Was für ein Juwel

Nein, ein Geheimtipp ist Tirta Gangga nicht. Der prächtige Wasserpalast mit seinem weitläufigen Garten, den von steinernen Statuen gesäumten Wegen und vielerlei Becken, Brunnen, Brücken und Bäumen ist ein Besuchermagnet – nicht nur für Touristen, sondern auch für Einheimische. Die Anlage nördlich der Stadt Ampalura, ehemals Karangasem, gehört zu den großen Attraktionen im Osten der indonesischen Insel Bali. Dass die Balinesen selbst sie so schätzen, kommt nicht von ungefähr.

Glauben an das „Heilige Wasser des Ganges“

Tirta Gangga bedeutet übersetzt „Heiliges Wasser des Ganges“. Und dem „heiligen Wasser“ kommt im Hinduismus besondere Bedeutung zu. Dass der Wasserpalast auch ein öffentliches Schwimmbad umfasst, lässt gläubige Balinesen umso eifriger in die kühlen Fluten eintauchen. „Heiliges Wasser“ soll Seele und Geist reinigen. Gelegentlich heißt es sogar, ein Bad im diesem beinahe weihevollen Wasser verhelfe zu ewiger Jugend. Erfrischung geht hier also mit Hoffnung einher, zumindest bei den älteren Badegästen.

Tirtagangga

Tirtagangga ©iStockphoto/Terry Lawrence

Der letzte Raja ließ die Pracht errichten

Ursprünglich war das vielteilige Wasserjuwel aber keineswegs für die Allgemeinheit bestimmt, sondern einem erlauchten Kreise um den letzten Raja (Radscha) des früheren Fürstentums Karangasem vorbehalten. Anak Agung Anglurah Ketut Karangesem (1887 – 1966) ließ die außergewöhnliche Anlage Mitte bis Ende der 1940-er Jahre errichten. Wann genau der hohe Herr und seine auserwählte Entourage erstmals im Erholungsrevier zu verweilen geruhten, darüber gibt es leicht differierende Angaben.

Zerstörung durch Ausbruch des Vulkans Agung

Fest steht dagegen das Jahr, in dem die ganze fürstliche royale Pracht erstmals durch Naturgewalt zerstört wurde. Bei dem verheerenden Ausbruch des nach wie vor aktiven Vulkans Agung, der höchsten Erhebung Balis, fanden 1963 fast 1600 Menschen den Tod. Tirta Gangga wurde wieder aufgebaut, erstrahlte bald in alter neuer Schönheit – und wurde 1979 erneut in weiten Teilen ruiniert, diesmal durch ein Erdbeben.

Weitläufiges Paradies auf drei Ebenen

Es spricht für die Steh-auf-Mentalität der Menschen auf dieser zauberhaften Insel im Indischen Ozean. Originalgetreu, nach alten Plänen und mit neuem Mut, erstand die gesamte Gartenanlage noch einmal. Bis heute ist sie ein rund 1,2 Hektar großes, auf drei Ebenen verteiltes Paradies inmitten reizvoller Reisterrassen und mit einer Fülle liebevoll gefertigter Paradebeispiele indonesischer (Handwerks-) Kunst.

Quelle entspringt unter einem Banyan-Baum

Es sprudelt aus stattlichen Brunnen, plätschert aus den Mäulern unheimlicher Steingestalten, ergießt sich aus unsichtbaren Spendern und fließt immer wieder frisch in die zahlreichen Zierteiche und die diversen Badebecken und Bassins: Wasser, Wasser, Wasser. Alles dreht sich um das angeblich heilige Wasser. Die offenbar unerschöpfliche Quelle der kostbaren Flüssigkeit soll sich unter einem mächtigen Banyan-Baum befinden, einer Bengalischen Feige auf der oberen Ebene der Anlage.

Immer vorbei an einer Fülle von Figuren

Wer einmal den zweiflügeligen Zugang zum Wassergarten passiert hat, möchte schon stillstehen vor Staunen. Touristen werden wohl eher verharren als Einwohner aus der Umgebung, die zum Baden, Schwimmen und Plantschen kommen. Für den, der diese wahrhafte Sehenswürdigkeit mit der gebotenen Muße genießen möchte, ergibt sich schnell die Frage: Wohin zuerst? Nun, er folgt am besten den Wege, die sich dem aufmerksamen Gast fast wie von selbst auftun. Vorbei an Figuren, die den Fremden mal freundlich lächelnd zu begrüßen scheinen, mal ein wenig bedrohlich anmuten mögen. Nur zu!

Nur Mut für den Weg über das Wasser

Vom Tor führt eine massive Treppe aus Naturstein hinunter zu einem ausladenden Becken, in dem nach Abkühlung lechzende Besucher nichts zu suchen haben. Koi-Karpfen und andere Flossenträger tummeln sich mehr oder wenige träge. Es ist ihnen egal, um ihr Element, das Wasser, hier womöglich von erlesener Qualität ist, nämlich heilig. Vielleicht lachen sie heimlich über die Menschen, die sich in der Nähe auf den ebenso faszinierenden wie „gefährlichen“ Weg über die Wasseroberfläche begeben.

Frauen nach links, Männer nach rechts

Über das Wasser zu laufen, mag manchen beglücken. In Tirta Gangga ist allerdings Vorsicht geboten. Es soll Unglück bringen, von den wohl mit System verlegten Steinplatten abzukommen und ins Becken zu fallen. Wie auch immer das Unglück sich gestalten sollte: Da das Wasser keineswegs tief ist, kann es sich nicht um Ertrinken handeln. Wo sich der Weg über das Wasser teilt, ist ebenfalls Obacht zu geben. Frauen sollen nach links gehen, Männer die Richtung nach rechts einschlagen. Einer der weiteren Teiche ist von vier Brunnen umstanden. Bei der Gestaltung sollen Motive des Parks von Schloss Versailles (Frankreich) aufgenommen worden sein.

Öffentliches Schwimmbad mit zwei Becken

Zu bewundern sind auch ein hoher, pagodenförmiger Springbrunnen, zahlreiche Wasserspeier und Teiche, auf denen fein leuchtende Lotosblüten und Seerosen wirken, als seien sie von leichter Meisterhand hingemalt worden. Etwas trubeliger geht es gewöhnlich auf der unteren Ebene zu, dem Zentrum des Parks. Denn hier befindet sich vor allem das öffentliche Schwimmbad. Es liegt im hinteren Abschnitt, ist von einem Zaun begrenzt und umfasst zwei tip-top gepflegte Becken. Kinder und größere Nichtschwimmer kommen ebenso zum Zuge wie Besucher, die „richtig“ schwimmen möchten. Steinerne Wasserspucker „bewachen“ den regen Badebetrieb ohne Unterlass.

Speis und Trank im Palast-Restaurant

Für Speis und Trank direkt vor Ort bietet sich das auf dem zweiten Level gelegene Palast-Restaurant an. Besucher haben einen excellenten Blick über das Areal Gegen den Durst sind Säfte von heimischen Früchten zu empfehlen. Die Küche serviert balinesische und auch westliche Gerichte. Gutes muss auch gut bezahlt werden. Wer lieber weniger ausgibt, verlässt die Anlage und sucht sich außerhalb eine Möglichkeit, ausgezeichnet und günstig zu essen. Wer Tirta Gangga auch über Nacht erleben will, fragt einfach, ob eine der kleinen Villen frei ist, die vom Hotelbetrieb offeriert werden.

Geeigneter Ausgangspunkt für weitere Touren

Der Eintritt zum Wasserpalast kostet für Touristen 10 000 Indonesische Rupien (IDR). Dies entspricht knapp 0,60 Euro (Stand 1. August 2018). Wer das Schwimmbad nutzen möchte, zahlt noch einmal 10 000 IDR. Der Park ist auch ein geeigneter Ausgangspunkt für weitere Ausflüge in die Umgebung. Die bereits erwähnten Reisterrassen lohnen allemal einen Abstecher. Nicht weit entfernt befindet sich mit Taman Ujung ein weiterer Wasserpalast; nicht so groß, nicht so üppig, nicht so bekannt und beliebt wie Tirta Gangga, aber vielleicht eine Alternative, wenn es zu den Stoßzeiten ordentlich voll ist. Auch der sogennannte Fledermaus-Tempel Goa Lawah wäre ein Ziel.

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